Bauen im Bestand

Zentrum für Aus- und Weiterbildung der GESA gGmbH / Ge21, Wuppertal

 
 

Seit 1990 wird im ehemaligen Fabrikgebäude der riri-Reißverschluss-Fabrik in der Gennebrecker Staße 21 in Wuppertal ein Zentrum für Aus- und Weiterbildung betrieben. Die GESA hatte hierfür das Gewerbegebäude zunächst konventionell mit starren Raumzuordnungen und notwendigen Fluren in Seminarräume und Ausbildungswerkstätten umgebaut. In dieser starren Struktur waren die aufgrund der geänderten Ausbildungs- und Förderprogramme notwendigen sukzessiven Anpassungen jedoch nicht beziehungsweise nur äußerst eingeschränkt möglich. Hier setzt der Entwurf an und schafft mit der Modernisierung des Gebäudes eine reversible Raumorganisation mit flexibel nutzbaren Clustern. So kann die „atmende“ Gebäudestruktur mit zukunftsorientierter technischer Ausstattung den Förderprogrammen entsprechend konfiguriert werden.

 

Die ehemaligen Fabrikgebäude der riri-Reißverschluss-Fabrik gingen 1990 in den Besitz der Reditus gGmbH, einem Unternehmen der GESA Beteiligungs gGmbH / GESA Stiftung (GESA), über. In den Ebenen 00 bis 03 des Gebäudekomplexes entstand damals das Aus- und Weiterbildungszentrum. Mit den Jahren hat eine inhaltliche Entwicklung und Reorganisation der GESA für erweiterte Zielgruppenbereiche stattgefunden, was eine sich laufend ändernde Grundrissorganisation nach sich zog. Die stieß an ihre Grenzen. Es fehlte ein flexibles Belegungssystem, welches eine variable Anpassung an geänderte Förderprogramme ermöglicht.

 

In einem ersten Schritt wurden die maßgebenden strukturellen Defizite zusammengetragen: Der ehemalige Gebäudekomplex verfügte über keine klare Adresse. Notwendige Flure waren ohne erlebbaren Bezug durch das verschachtelte Raumsystem gelegt. Eingangskontrollen, Informationen, Wegweiser, Wartebereiche und Verteilzonen waren im ehemaligen Bestandsgebäude nur unzureichend eingerichtet. Besuchende erhielten keine Möglichkeit für eine Orientierung. Eine unglückliche Raumgeometrie und schlechte Belichtungssituationen verstärkten die unbehagliche Atmosphäre. Die Fabrikhalle wurde mit Funktionseinheiten zugestellt, woraus sich eine Vielzahl von Räumlichkeiten mit eingeschränkter Aufenthaltsqualität ergab. Außerdem war die technische Infrastruktur veraltet und der vorbeugende Brandschutz entsprach nicht den gesetzlichen Vorgaben.

 

 
 

Projekt

Zentrum für Aus- und Weiterbildung der GESA gGmbH / Ge21, Wuppertal

 
 

Themenbereich

Lernen & Bildung

 
 

Bauherr

Reditus gGmbH, Unternehmen der

GESA Beteiligungs gGmbH / GESA Stiftung, Wuppertal

 
 

Offene

Lernlandschaften steigern die Effizienz des Bildungsbetriebs.

 
 
 
 
 
 

Das Gebäude wird zunächst brandschutztechnisch neu in Clustern organisiert. Jeweils mindestens zwei gebaute Rettungswege erschließen diese Bereiche, so dass die Nutzungseinheiten ohne weitere Brandschutzauflagen frei untergliedert und möbliert werden können. Weiterführend rücken Nutzungsbereiche mit besonderen Anforderungen zusammen. Die „lauten“ Werkstätten mit großen Maschinen wie die Schreinerwerkstatt wandern ins Erdgeschoss des Hauptgebäudes und in die Anbauten entlang des Hofes. Ein im Obergeschoss auf Ebene 03 in die Mitte der Shedhalle gestanztes neues Atrium sorgt für Transparenz und Helligkeit. Es ermöglicht ergänzend zur wieder freigelegten Belichtung über die Sheds in allen Bereichen der Halle den Sichtkontakt nach außen. Südlich des Atriums konzentrieren sich sämtliche Verwaltungsbereiche, nördlich entsteht eine offene Lernlandschaft mit Fachklassen, Seminar- und Pausenräumen sowie barrierefreiem Sanitär-Bereich und Küche. Der Haupteingang gegenüber dem Pförtnerhaus wird zur Adresse ausgebaut. Sowohl baulich als auch über die vom Betreiber eingerichteten Leitsysteme können sich Besucher nun leichter orientieren. Die Planungen berücksichtigen auch eine spätere Verbindung, mit der zurzeit von Süden barrierefrei erschlossene Ebene 03. Flächen für einen Aufzug sind vorgerüstet.

 
 

Verwandte Bereiche

Ressourceneffizienz
 

 
 
 
 

Neue

reversible Gebäudeorganisation zur besseren Orientierung

 
 
 
 

Wesentlich für die neue Aufenthaltsqualität des Aus- und Weiterbildungszentrums ist der Umgang mit dem Bestand. Der Umbau hat die mit geschlossenen Funktionseinheiten zugestellte Fabrikhalle freigeräumt und Besucher können die Besonderheiten des Gebäudes nun wieder erleben. Die historische Stahltragkonstruktion mit den weitspannenden, filigranen Fachwerkbindern und den Lichtbändern der Sheds prägen die Gestalt der lichtdurchfluteten Lernlandschaft. Raumteiler stehen wie Möbel in der großen Halle und die verglasten Bereiche über diesen Kuben geben den Blick in die angrenzenden Nutzungszonen frei. Raumzugänge und Sichtachsen im Gebäude sind raumöffnend angeordnet.

 

Eine frei eingehängte Installationsebene und ein bewusst technischer Ausbau erhalten den Industriecharakter. Eingestellte Holzkuben und die Ausstellungsnischen erzeugen gleichzeitig eine warme und auf die Nutzer eingehende Atmosphäre. Raumakustisch wirksame Wandbekleidungen und eine variable Beleuchtung mit hoher Tageslichtautonomie sowie der technische Ausbau bringen das Aus- und Weiterbildungszentrums auf einen zukunftsorientierten Standard. Dazu gehört auch die Wärmeversorgung mit Pellet-Technik.